Baltische Reimereien

Estonische Impressionen

  

Estoniens große Fläche macht unsre Wege weit.

Zum Radfahrn braucht es viel Geduld, wir nahmen uns die Zeit.

  

Nein, so viel lange Sraßen hab ich noch nicht erlebt,

geradeaus, mit Gegenwind. War's das, was ich erstrebt ?

  

Nein, so viel Wald und Wälder hab ich noch nie durchfahrn

mit Sümpfen, Mücken, Bremsen, die angriffslustig warn.

  

Mit so viel Masochismus hab ich noch nie geübt,

der Körper ist gut durchtrainiert, der Geist scheint leicht getrübt.

  

Zumeist der Ostsee Ufer sind Schlick- und Schilf-gesäumt,

kaum sandig oder felsig, wie ich zu Haus geträumt..

  

Aus Holz sind viele Häuser, mal brüchig, mal gepflegt.

Viel Land und wenig Menschen, Parks , Gärten, gut gehegt.

  

Ja ! So viel bunte Blüten hab ich noch nie gesehn,

an jedem Wegrand Blumen, die Wiesen, einfach schön

  

  

Lange Straßen, Wälder, Wald,

hoffentlich erreich ich bald

Fahrrad-müde unser Ziel,

Lonelyplanet lobt's gar viel.

Ach, ich kann es kaum erwarten,

Dagen-Haus mit seinem Garten,

Minze-Wasser, kühlem Bier,

ach, wie gerne blieb ich hier,

bei den Wirtsleuten den netten,

bei den sanften Ruhebetten.

Alte Mauern, neu errichtet,

und auf Überflüssiges verzichtet,

auch das Abendessen schmeckt,

alles stimmt und ist perfekt.

Also komme ich zum Schluss:

Hier zu leben, ein Genuss

  

  

  

  

 Findling

Einst kam als Fremdling ich hierher.

Da war ein Findling, dick und schwer.

Ich habe ihn gefunden.

"Dein Fundling will ich gerne sein"

so dachte sich der runde Stein,

und sagt auch, unumwunden :

"Da war mal einer, der mich fand,

der hat dann Fandling mich genannt.

Tat mich bald nicht mehr kennen

Wenn du mich künftig weiter magst

und mir das dann und wann auch sagst,

darfst du mich Freundling nennen".

  

 Touri

Am leeren Strand wie heute

sind meistens keine Leute.

Das ist uns gut bekannt.

Jedoch an manchen Küsten

sind tausende Touristen,

man sieht kaum noch den Sand.

  

Und mitten im Gewühl

ist irgendwer zuviel.

Und dieser, das bin ich.

Ich bin ein Teil der Menge

von Touris im Gedränge.

Das ärgert mich,

  

Was kann ich also machen?

Es haben viele Sachen

der Seiten zwei.

Und ich kann mich entscheiden,

zu leiden oder meiden,

das steht mir immer frei.

  

 Verkehr

Was denn wohl die Balten

von diesen Deutschen halten?

Sie fahren ständig mit dem Rad

auf langen Straßen, schnurgerad,

bei Sonne und bei Regen,

nur um sich zu bewegen.

Sie trampeln unermüdlich

die Küste lang, meist südlich.

  

Europa schickt das Geld hierher,

entsprechend wächst auch der Verkehr.

Vor Jahrn fuhr man auf Schotter,

frisch asphaltiert geht's flotter.

Doch Teer auf Schotter altert bald,

kommt Buckel, Schlagloch, dann ein Spalt.

Die Zahl der Trucks stieg immer mehr

Flickwerk die Fahrbahn, Stein und Teer.

  

Der Reifen Krach, Motorenlärm

ist nicht grad das, wovon ich schwärm.

Verkehr geringer Dichte,

ich glaub, das ist Geschichte.

wo sind die Sträßchen denn geblieben,

wie sie im Bikeline sind beschrieben?

Der LKW rast nah vorbei

schlimm ist's, wenn sich begegnen zwei.

Für Radler wächst das Risiko,

wenn nichts passiert, sind alle froh.