Sinai 2006

Laß dich nieder
Der Sonne letztes Licht streift zögernd über roten Wüstenstein.
Die Dämmrung weicht schon bald der Nacht, der laue Wind schläft ein.
Der Sterne Zahl wächst mehr und mehr, vielfältig funkelnd wölbt der Himmel sich,
die finstre Nacht wird endlos weit. Ein Licht, ein Feuer brennt für mich.

Im Schein der Flammen sitzen wir im Kreis,
die Knie gebeugt nach Beduinenart,
ein Holz verglimmt und knistert leis,
zur Ruhe komm ich, nach der langen Fahrt.

So laß dich nieder, wie du bist.
Bleib ganz bei dir und auch beim Jetzt
Frag nicht danach, wie spät es ist,
erwarte, wer sich zu uns setzt.

Doch warte nicht, Minuten zählend.
Nein, laß der Zeit nur ihren Lauf.
Der Wüste scheinbar Armut wählend
tut sich dir neuer Reichtum auf.

Sinai, 2006