Grabungsgedicht 2009

 Verdichtung von
Gedanken zur Grabung am Sandberg
Sept. 2009
 
 
 
 
Ja ja, die alten Kelten!
Als rauhes Volk sie gelten,
was Forscher jetzt erhellten.
"Der Kelten Mutter" hat gemeint:
"ein Volk, so fabelhaft, " wie‘s scheint.
 
Für uns recht fremde Welten:
Mit Pferd und Wagen schnellten
die Krieger vor, verstellten
den Rückzug den Geprellten,
Schmerz- und auch Todesschreie gellten
quer über‘s Feld. Nur selten,
spät, gelang‘s den Römern, zu vergelten.
 
Beim Kämpfen, Wandern, Zelten
kann man sich leicht erkälten.
Weshalb sie dann bestellten
Handwerker, um zu bauen
ein Haus. Ja ja, die schlauen
besonders Keltenfrauen
die wollten gerne schauen
ins  weite und auch ferne 
Land und auch die Sterne. 
Dabei ein Dach fest überm Kopf
und auch ein Huhn im Suppentopf .
Wohin wohl solln wir ziehn?
So ziehn wir doch zum Sandberg hin.
Dort ist auch gutes Wetter.
 
Oh, helft uns doch ihr Götter!
Auch Götter freun sich über‘n Haus.
Ein Keltenfürst, der sprach das aus.
Nein, Häuser, Heiligtümer.
Die Kelten wurden ungestümer
und legten fest ein Areal,
sehr groß. Sie warn ja viel an Zahl.
Sie setzten  gelb-rot Pfosten 
und ließen sich‘s was kosten,
die Dinge, die schnell rosten,
zum Opfer zu zerstören,
um Götter zu betören.
Sie warfen alle Gaben
in einen tiefen Graben,
wie wir gesehen haben,
beim Schürfen und beim Graben.
 
 
 
 
 
 
 
 
Nach twenty four Jahrhunderten
geschah‘s, dass wir uns wunderten:
was Kelten ohne Kochen
mit all den vielen Knochen
bezweckten. Und wir machten
‚ne Gruppe, die zu achten
zur Arbeit angereist,
die Knochenarbeit heißt.
Vom Freistaat Bayern sind‘s zumeist,
vom fernen Köln ist eine angereist,
und selbst aus Austria
ist eine Ärztin da.
 
Beim Tiefengräberbuddeln.
tun wir uns recht verschmuddeln,
Gruben tief wie Arme lang, 
ganz freiwillig, ohne Zwang,
Oberkörper steckt im Loch,
Popo schaut zum Himmel hoch.
 
Was wir aus Löß rauslösten,
das könnte uns dann trösten.
Gräbchen für die Palisaden,
gestört durch Mauseloch und Maden.
Wir gehen bis auf  gelben Grund
und hoffen auf den großen Fund.
So hat ein jeder Graber
mit Kelle, Pinsel, Schaber
ganz alte Sachen aufgefunden:
Lanzenspitzen, großen runden
Schmuckknopf, Nägel, Bratenspieß,
frisch war‘s, weil den Wind so bließ,
Zaumzeug, Henkel, Fibeln,
ja, Sachen zum Verliebeln.
Wie beneid‘ ich Archäo-
logen, weil die so
viel schöne Funde machen.
 
Und das Fernsehn bringt die Sachen
mit Dr. Holzer-interview,
Spot mit Laien auch dazu,
aktuell sofort zum Äther.
wir sehn‘s  dann ein wenig später.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Magdalena, jung an Jahren,
tat im Bus uns immer fahren.
Einem Bus, der knattert, stinkt,
ihn zu schalten, meist gelingt.
 
Sie auf ihre sanfte Art
hält den Bus und uns in Fahrt.
Ist was unklar, ruft sie an,
regelt, was sie  regeln kann.
Immer freundlich und flexibel,
nimmt sie niemandem was übel.
Sie ist, so sagt mir die Vernunft,
ein gutes Mitglied ihrer Zunft.
 
Ihr besonders sei viel Glück
zum Diplom gewünscht. Ein Stück
weit hat sie uns begleitet.
Ihr sei großer Dank bereitet,
ausgesprochen und geschrieben,
von allen, die dabei geblieben.
 
Morgen fahren wir nach Hause,
bis nächstes Jahr ist Grabungspause.
Ob wir uns jemals wiedersehn?
Danke, es war wunderschön.
 
 
 
 
Hartmut Franz
Sept 2009
Platt