Alter und Freiheit

 

Für Ilka und Almuth

  

Dass wir heut hier nehmen teil,

ja das find ich mega-geil!

so sagt ich vor einem Jahr.

Und da war mir noch nicht klar:

fängt man einmal an zu dichten,

hat man später auch so Pflichten.

Tu ich's oder lass ich's sein,

fällt mir was Besondres ein ?

Halt! Der Abend wird thematisch.

Freiheit, Alter, wie sympathisch.

In beiden bin ich kompetent,

bin alt und frei, wenn auch latent.

  

"Ich bin so frei", so sagt kaum einer von uns mehr,

wenn er sich nimmt, was man ihm hat soeben offeriert.

Ein ältrer Jahrgang, der spricht so, denn ihm gefällt es sehr,

"ich bin so frei" zu flüstern. Dem klingt's kultiviert.

  

"Ich bin so frei", das ist ein wirklich großes Wort,

zufrieden mit mir selbst, jetzt, später, hier und dort ?

  

Forever young, so scheint's, ist wohl ein midlife-trend.

So mancher erst im Alter sich zu sich selbst bekennt.

Und kannst du von der Meinung der Andren dich befrein,

entschieden, mit dir selber im Einklang alt zu sein,

so kannst du frei dich fühlen, im Denken und im Tun,

kannst dich bewegen, reden, aktiv sein oder ruhn.

  

Frei sein : wovon, wozu denn, und wie erleb ich's jetzt?

Ist's Freiheit, wenn die Rechte der andern sind verletzt?

Von vielen Philosophen wird Freiheit definiert,

Ich wage doch zu sagen, ganz frei und ungeniert:

Fühl Freiheit auf der Wiese, im Wüstensand, am Meer,

die große, stille Weite, sie macht es dir nicht schwer„

Freiheiten zu entdecken, erleben und erfahren.

Doch solche guten Dinge, die lernt man erst nach Jahren.

  

Hei Alter, sagt die Jugend, hei Alter, mach mal Platz.

Die wissen's nicht : Mein Alter, das ist mein größter Schatz.

Nicht stets ! jedoch : von Zeit zu Zeit seh ich mein Alter gern

Ich muss nicht tun was ich nicht will, das ist des Pudels Kern.

  

Wir sind bei Eurer Feier,

danke für Speis und Wein.

Ihr werdet immer freier

und mir fällt nichts mehr ein.

  

  

Hartmut Oktober 2010